Leihmutter in Guatemala 

Weite Teile der guatemaltekischen Bevölkerung leben in Armut. Wie in vielen weiteren Entwicklungsländern spielt auch in Guatemala die Leihmutterschaft als Wirtschaftsfaktor eine nicht unwesentliche Rolle. Dies war jedoch nicht immer der Fall – erst mit dem Haager Übereinkommen im Jahre 1993 stiegt die Tendenz zur kommerziellen Leihmutter in Guatmala.

Viele ausländische Paare trieb der Wunsch nach einem gesunden Kind dazu, sich ein solches mit finanziellen Mitteln anzueignen. Bald wurde der Handel mit Neugeborenen zur Routine in Guatemala. Geschätzte 17 guatemaltekische Kinder wurden tagtäglich gegen Geld in andere Länder vermittelt. Zu arm um ihr Kind mit dem Nötigsten zu versorgen, sahen viele Frauen den Handel mit ihrem Neugeborenen als einzigen Ausweg. In diesen Jahren stieg auch die Anzahl der Kindesentführungen rapide an. In Folge des „Haager Übereinkommens über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption“, in das auch Guatemala einwilligte, ging die Quote kommerzieller Adoptionen jedoch stark zurück.

Die strikten Regulationen, die den Prozess der Adoption verkomplizierten, führten gleichsam dazu, dass das Geschäft mit der Leihmutter in Guatemala zu boomen begann. Die finanzielle Not treibt bis heute unzählige Frauen dazu, ihren Körper für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Die Bedürfnisse der Leihmütter bleiben dabei allerdings meist auf der Strecke. In der Regel werden sie von einer Agentur an das meistbietende ausländische Paar vermittelt. Die in Armut lebenden Frauen Guatemalas verfügen selbst über kaum oder gar keine Bildung – dies macht es ihnen unmöglich, die Leihmutterschaftsverträge zu verstehen, in die sie vorbehaltlos einwilligen.

Allgemein ist nur wenig über die Mechanismen des Geschäfts mit der Leihmutter in Guatemala bekannt. Guatemaltekische Adoptionsexperten schätzen jedoch, dass eine Frau für den Verzicht auf das von ihr geborene Kind bis zu 1.500 US-Dollar erhält.